Stellen Sie sich vor, Sie lesen ein Sachbuch, das Sie für Ihre Arbeit oder Ihr Studium benötigen. Während des Lesens markieren Sie sich mit dem Leuchtmarker einige wichtige Stellen. Nachdem Sie das Buch gelesen stellen Sie es wieder in das Regal zurück. Als Sie eine Woche später einem Kollegen etwas zum Inhalt des Buches erzählen sollen, merken Sie, dass Sie das meiste bereits schon wieder vergessen haben und sogar Schwierigkeiten haben, die Grundaussagen noch zu rekonstruieren. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Wenn man wie oben beschrieben an Sachbücher herangeht, dann ist das leider zu erwarten. Das liegt in der Funktionsweise unseres Gehirns begründet. Wer Inhalte eines Sachbuches nicht nur lesen muss, sondern diese auch für die weitere Arbeit benötigt, oder wer es einfach schade findet, nach dem Lesen eines Buches bereits nach einer Woche fast nichts davon behalten zu haben, für den möchte ich ein anderes Vorgehen vorstellen. Ich nenne es die Pyramide des Bücherlesens.

Die Pyramide steht als Metapher für ein bestimmtes Vorgehen, das auf vier aufeinander aufbauenden Schritten besteht. Ziel dieser Herangehensweise ist es, nach dem Lesen eines Sachbuches mehr zu behalten und mit relativ geringem zeitlichen Aufwand sich die Inhalte eines Sachbuches wieder präsent zu machen.

Die Basis: Mitschriften anfertigen
Es ist für unser Gehirn schlicht und einfach unmöglich, sich auch nur die wichtigsten Inhalte eines Buches einfach nur dadurch zu behalten und nachhaltig zu verstehen, dass wir diese einmal lesen. Die Lernspsychologie und die Pädagogik betonen hier die Bedeutung von Mitschriften. Prof. Stangl von der Universität Linz, der ein wirklich großartige Sammlung von Lerntipps aufbereitet hat, bezeichnet Mitschriften als schriftliches Gedächtnis, das wir benötigen, um uns die Inhalte zu merken. Er gibt folgende Tipps, was man beim anfertigen von Mitschriften beachten sollte:

  • Stichwörter in nicht-linearer Folge anordnen
  • nicht alles wörtlich mitschreiben
  • Das Gehörte in Beziehung zu bereits Bekanntem setzen!
  • Das Gehörte strukturieren!
  • System von Abkürzungen und Symbolen entwickeln!

Für regelmäßige Leser dieses Blogs: Kennen Sie eine Technik, über die ich dauernd schreibe und die all diese Anforderungen berücksichtigt?
Ja, es schreit gerade zu nach Mind Mapping.

Für alle, die sich mit der Technik ausreichend sicher fühlen, empfehle ich, die Mitschriften in Mind Mapping Form anzufertigen, da diese eine Menge an Vorteilen gegenüber linearen Zeilenteppichen aufweist.

Stufe 2: Eigene Gedanken eintragen
Wenn man etwas liest, ist es selten so, dass man von einem Thema überhaupt keine Ahnung hat und alles neu ist. Im Gegenteil, meist lesen wir Bücher in unserem Fach- oder Interessensgebiet und während des Lesens kommen uns eine Menge Ideen und Assoziationen zu anderen Inhalten. Diese sollten Sie unbedingt aufschreiben. Wenn diese Gedanken thematisch zum Thema passen und es sich nicht um Ideen handelt, die in eine ganz andere Richtung führen, dann sollten Sie diese Gedanken zu Ihren Buchmitschriften hinzu schreiben. Dadurch schaffen Sie zusätzlich Lernanker, um die Inhalte zu verarbeiten und Sie erweitern den Kontext des Gelesenen durch eigene Anmerkungen. Besonders spannend finde ich es, diese eigenen Gedanken nach einiger Zeit beim Wiederholen (siehe Stufe 3) der Inhalte wieder zu lesen und zu erweitern.
Auch für das Eintragen von eigenen Gedanken zu den Mitschriften bietet Mind Mapping ein in Bezug auf den Schreibprozess und die Visualisierung vorteilhaftes Vorgehen an.

In Teil 2 werde ich die Stufen 3 und 4 vorstellen.