Nun kommen wir zu Denkwerkzeugen der Ideenentwicklung. Wir haben das Problem eingegrenzt, oder die richtige Herausforderung bestimmt, nun geht es darum Ideen zur Lösung des Problems zu entwickeln. Das wohl bekannteste Vorgehen dazu ist die 1953 von Alex Osborn entwickelte Gruppenmethode des Brainstorming.

Osborn definierte Brainstorming als den Versuch einer Gruppe, Lösungen auf ein spezifisches Problem zu finden, indem Ideen angehäuft werden.

So funktioniert es:

  1. Das Ausgangsproblem wird für alle Teilnehmer eines Brainstorming deutlich sichtbar aufgeschrieben und vorher richtig eingegrenzt werden (siehe die vorherigen vier Posts).
  • Wiederholen Sie die Grundregeln für das divergierende Denken!
  • Setzen Sie eine Ideenquote oder eine Mindestzeit von 15 – 20 Minuten!
  • Schreiben (ein Brainstorming findet immer (!) schriftlich statt, es ist kein Austausch von abgehenden gedanklichen Blähungen, die sich genau so schnell wieder in Luft auflösen, wie sie gekommen sind) Sie jede Idee auf. Idealerweise, wenn es mit Papier und Stift gemacht wird, auf einen Post-it Zettel oder eine Karte und heften Sie diese für alle sichtbar auf ein Whiteboard oder Flipchart.
  • Prüfen Sie alle 10 – 15 Ideen, ob diese in die richtige Richtung in Hinblick auf das Problem führen und ändern Sie ggf. die Richtung.Tipps:
    • Machen Sie eine Aufwärmübung mit einem Spaßthema, um die Leute in die Stimmung für Brainstorming zu bekommen.
  • Finden Sie wenn möglich eine Person, die dafür verantwortlich ist, die Zettel für alle sichtbar hinzuheften und die nicht am Brainstorming inhaltlich teilnimmt.
  • Setzen Sie Brainstorming als Rahmen der Ideenfindung ein und arbeiten Sie mit weiteren Denkwerkzeugen (die ich noch vorstellen werde), die Sie dabei unterstützen, mehr Ideen zu produzieren.Die Forschung hat gezeigt, dass Brainstorming weniger effektiv ist, als eine individuelle Gedankensammlung, stimmt das?
    Das wird in Presseartikeln, die sich mit Kreativität und Kreativitätstechniken beschäftigen zumindest immer wieder behauptet. Ist das so? Es gibt über 200 Forschungsartikel zur Effektivität von Brainstorming. In einigen dieser Veröffentlichungen (Ender der 1980er) wurden die Ergebnisse von Brainstormings in Gruppen mit der Anzahl der nicht redundanten Ideen von Einzelpersonen verglichen und es stellte sich in der Tat heraus, dass Einzelpersonen oft mehr Ideen zustande brachten als Gruppen. Diese Veröffentlichungen wurden danach jedoch von vielen Forschern als unzureichend kritisiert, besonders da der Einsatz von Brainstorming in den gestellten Forschungsexperimenten (es fanden keine Beobachtungen in Unternehmen statt) nicht dem Einsatz von Brainstorming in realen Situationen in Organisationen entspricht. Die Gruppen der Versuchskaninchen zeichneten sich dadurch aus, dass es Gruppen waren, die meist noch nie in dieser Konstellation zusammen gearbeitet haben, bei denen es keinen Facilitator (Prozessmoderator) gab und die Gruppen über keine Möglichkeit verfügten, die Ideen für alle sichtbar aufzuschreiben und die Teilnehmer keinerlei Training erhalten hatten. (vgl. Puccio, Murdock, Mance: Creative Leadership, Sage, 2007, S. 148f) Weitere Forschungsarbeiten, die die Ergebnisse von Gruppen mit Facilitator und visuellen Hilfen im Vergleich zu Kontrollgruppen untersuchten, zeigten, dass unter diesen Bedingungen die geführten Brainstorming-Gruppen mehr Ideen produzierten, als Nominalgruppen.Nur mit klaren Regeln funktioniert es
    Meine Erfahrung als Prozessmoderator ist, dass Brainstorming in Organisationen oft nicht auf die Art ausgeführt wird, wie oben beschrieben. Es werden weder die Grundregeln für divergierendes Denken expliziert und diese auch nicht eingehalten. Dies führt dann dazu, dass nach den ersten zwei Ideen, die vorgebracht werden, schnell eine Diskussion über diese Ideen einsetzt und das Brainstorming damit gestorben ist. Wenn man also ein Werkzeug nicht fachgerecht einsetzt, ist es nicht verwunderlich, dass es nicht das angekündigte Ergebnis hervorbringt.