Vor fast zwei Jahren habe ich mich bereits in zwei Posts mit dem Frage einer Definition von Kreativität beschäftigt. Damals habe ich auf ein Buch von Rainer M. Holm-Hadulla verwiesen und habe bereits auch schon einmal den kreativen Prozess angesprochen, der in den letzten Monaten in zahlreichen Post auf diesem Blog zur Sprache kam.

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr mit mir bewusst, dass es keine allgemein anerkannte Definition von Kreativität gibt. Je nach dem, aus welcher Forschungsrichtung die jeweiligen Wissenschaftler kommen, verlagert sich der Schwerpunkt dessen, was als Kreativität gesehen wird.

Ist doch auch egal!
Für die meisten Menschen wohl schon. Man kann diese Fragen getrost als rein akademische Diskussion betrachten. Eine ähnliche Diskussion lässt sich übrigens für die Erforschung der Intelligenz beobachten. Die Wissenschaft ist sich auch hier nicht einig, wie genau Intelligenz definiert wird und ob es nur eine Form Intelligenz gibt. Auch populärwissenschaftlich bekannt geworden ist Howard Gardner mit seinem Modell der multiplen Intelligenzen (siehe Bild), der die Auffassung von nur einer – für alle gleichen – Intelligenz in Frage stellt.

Nicht ganz!
Und spätestens jetzt zeigt sich, dass diese akademische Diskussion durchaus Auswirkungen auf den Alltag haben kann, spätestens dann, wenn es darum geht, Intelligenz oder Kreativität zu messen.
Der verbreitete Intelligenztest misst in Gardners Begriffen vor allem die logisch-mathematische Intelligenz, nicht aber die sieben anderen Intelligenzen, die zumindest Gardner sieht. Daher auch der böse Spruch „Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst„.

Über 200 Messinstrumente für Kreativität
In der Kreativitätsforschung ist das ganze noch wesentlich unübersichtlicher. Allein im englischsprachigen Raum gibt es über 200(!) Messverfahren, um einen Aspekt (zumindest wird nicht behauptet, dass man Kreativität in einem Test umfassend erschlagen könnte) der Kreativität zu messen. Viele davon entsprechen nicht den Gütekriterien für psychometrische Messverfahren, werden allerdings trotzdem vertrieben und eingesetzt.
Ein paar valide Instrumente gibt es natürlich auch, unter anderem den bekannten Torrance Test of Creative Thinking. Diese validen Instrumente haben eine gewisse Vorhersagekraft, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand kreatives Verhalten an den Tag legen wird. Auch hier warnte Torrance bereits vor: „Possession of these abilities does not guarantee that an individual will behave creatively, anymore than a high degree of intelligence guarantees intelligent behavior.

In den nächsten Posts möchte ich auf die verschiedenen Aspekte der Kreativität eingehen.

Quellen:
– Creativity Assessment: Readings and Resources. Puccio und Murdock (2007)
– Multiple Intelligences: Theory in practice, Garnder (1993)