Brainstorming wurde 1957 von Alex Osborn erdacht und ist heute nicht nur im englischen Sprachraum bekannt als Methode der Ideenfindung. Osborn, damals Mitarbeiter der noch heute existierenden Werbeagentur BBDO, entwickelte Brainstorming als Methode für Arbeitsgruppen, um die seiner Meinung nach unzureichenden Ergebnisse in Bezug auf die Ideenfindung zu verbessern.

Ziel
Ziel des Brainstorming ist es, in der Gruppe neue Ideen zu entwickeln und damit Rohmaterial für neue Lösungen zu liefern. Die Brainstorming-Regeln sorgen dafür, dass Denk- und Kommunikationsbarrieren, die oft in Gruppen vorherrschen, für die Zeit des Brainstormings gemindert werden und so mehr Ideen möglich werden.

Grundhypothese
Osborns Grundhypothese bei der Erfindung seiner Methode war, dass Gruppen grundsätzlich zu besseren Leistungen und Ergebnissen gelangen als Einzelne. Daher ist Brainstorming explizit als Vorgehen für Gruppen entwickelt worden. In empirischen Untersuchungen, die bereits in den 70er und 80er Jahren durchgeführt wurden (vgl. Rosenstiel), hat sich allerdings herausgestellt, dass diese Annahme nicht haltbar ist, im Gegenteil: Brainstorming in dem Sinne, dass alle Teilnehmer einer Gruppe ihre Ideen wild in die Runde werfen und die anderen versuchen, diese weiterzuspinnen, führte sogar zu schlechteren Ergebnissen, als die Arbeit von Einzelnen (vgl. Stangl-Taller, Rosenstiel). Dadurch das der Einzelne keine Möglichkeit hat, seine Assoziationsketten weiter zu entwickeln und zu Ende zu denken, weil er gleichzeitig auf die Ideen der anderen Sitzungsteilnehmer hören muss, kommt es zu sogenannten kognitiven Blockierungen.
Den von Osborn gewünschten Effekt erreicht die Methode nur, wenn die Teilnehmer vorher Zeit für sich bekommen, ein individuelles Brainstorming (Brainwriting genannt) durchzuführen und ihre Gedanken ohne Unterbrechungen fließen zu lassen. (Eine Methode, die dabei hilft, beim Brainwriting sehr viele Ideen zu generieren, ist das Mind Mapping; dazu mehr in einem späteren Post). Danach sollten diese im Brainwriting gefundenen Ideen in die Gruppe gebracht werden und von andren weiter entwickelt werden, ganz im Sinne des Brainstorming.
Aufgrund dieser Erkenntnisse, die ich selbst auch schon oft erleben durfte, im positiven wie im negativen Sinn werde ich den Ablauf der Methode so schildern, wie er ablaufen sollte, um die oben angesprochenen Probleme des Brainstormings zu vermeiden.

Ablauf
Brainstorming sollte in Gruppen bis ca. 8 Leuten statt finden. Als Zeitraum sollten mindestens 10 Minuten, allerdings nicht mehr als 30 Minuten eingeplant werden (vgl. Geschka/Schwarz-Geschka). Vorbereitet und geleitet wird die Sitzung von einem neutralen Moderator, der nicht an der Ideenfindung teilnimmt.
Man unterteilt Brainstorming in zwei getrennte Phasen: (1) Die eigentliche Kreativphase und (2) die Phase der Ideenbewertung und Ergebnisfindung.

Kreativphase
In dieser Phase geht es darum, den Gedanken freien Lauf zu lassen und so viele Ideen wie möglich zu produzieren, wobei Quantität vor Qualität geht.

Die Regeln:

  • Keine Kritik! Jede Idee soll und darf genannt werden.
  • Keine Bewertung der Ideen! Das ist erst der zweite Schritt, der in dieser Phase die Ideenfindung zerstören würde. In Gruppen mit unterschiedlichen hierarchischen Ebenen, heißt das besonders für Vorgesetzte, dass sie sich mit Präferenzen und „Lösungen“ zurückhalten sollten (vgl. Stangl-Taller), da sonst die Kreativität und der Teilnehmer im Keim erstickt wird.
  • Keine Beschränkung und Reglementierung der Teilnehmer! Alles ist erlaubt.
  • Lediglich der grobe Umriss sollte festgehalten werden, hier geht es nicht darum, viel zu erläutern oder fertige Konzepte zu präsentieren.

Ich unterteile diese Phase nochmals in zwei Abschnitte: (1) Das Einzelbrainstorming (oder korrekterweise Brainwriting) und (2) das Gruppenbrainstorming (oder einfach nur Brainstorming).

1. Einzelbrainstorming
Alle Teilnehmer entwickeln zuerst individuell ihre Ideen und halten diese schriftlich fest. Die Ideen können auf Moderationskärtchen geschrieben werden, um dann später an eine Pinnwand gepinnt zu werden.
Ich persönlich empfehle, für diese Phase Mind Mapping einzusetzen, um noch mehr Ideen zu generieren (Quantität geht vor Qualität!) und dann diese Ideen – falls nötig – auf Moderationskarten zu übertragen.

2. Gruppenbrainstorming
Nun werden alle(!) Ideen nach obigen Regeln genannt und vom Moderator festgehalten bzw. an eine Moderationswand geheftet.
Ich empfehle Mind Mapping ja für sehr viele Dinge, weil ich wirklich davon überzeugt bin, dass es sich um das „Schweizer Taschenmesser der Arbeitsmethoden“ handelt; für diese Phase des Gruppenbrainstormings rate ich allerdings explizit davon ab. Der Moderator würde, dadurch, dass er ein Mind Map erstellt, eine Struktur und Anordnung der Ideen vorgeben. Dies sollte er in dieser Phase des Brainstormings allerdings gerade nicht machen.
Die nun für alle sichtbaren Ideen können nun aufgegriffen und weitergesponnen werden.

3. Ideenbewertung
Nun können die Ideen erläutert und diskutiert werden. In dieser Phase geht es darum, die Ideen zu bewerten und die umsetzbaren Ideen herauszufiltern. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, wie Ideen sortiert werden können.
Zuerst einmal können ähnliche Ideen zusammengefasst werden, um die Menge zu verringern. Der ungemein schwierigere Teil besteht darin, auszudiskutieren und auszusortieren, welche Ideen umgesetzt werden könnten und sollten.
Hier gibt es – je nach Zeit und Zielsetzung der Sitzung – mehrere Vorgehensweisen, die diesen Prozess erleichtern können.

Zweispaltenmethode
Bei dieser Methode legt man für jede Idee zwei Spalten an und notiert in der einen Spalte die Aspekte, die dafür sprechen und in der anderen Spalte, die, die dagegen sprechen (vgl. Rosenstiel). So erhält man schon einmal ein Grobraster der Ideen

2by2-Matrix
Bei dieser Methode trägt man die Idee in einem Koordinatensystem ab. Auf der X-Achse wird die Realisierbarkeit abgetragen, auf der Y-Achse die Attraktivität der Idee. Alle Ideen werden nun in die entsprechenden Quadranten einsortiert. Umgesetzt werden dann vor allem die Ideen, die in Q2 landen. Die Zuordnung kann entweder nach einer kurzen Diskussion zu jeder Idee stattfinden oder einfach per Abstimmung zugewiesen werden, indem jeder Teilnehmer sagt, wo er diese sieht und dann daraus eine Art Mittelwert gebildet wird.

Paralleles Denken(nach Edward deBono)
Eine phantastische Möglichkeit, die allerdings mehr Zeit erfordert, dafür aber sehr umfassende Ergebnisse liefert, ist das parallele Denken nach Edward deBono. Methoden dazu sind das 6-Thinking-Hats (oder 6-Hüte-Denken), oder das 5-Typen-Denken (eine abgewandelte Version, die ich für meine Moderationen und Seminare verwende). Bei diesem Vorgehen wird eine Idee von verschiedenen Denkrichtungen aus betrachtet, um ein möglichst umfassendes Bild eines Themas zu erreichen. Während die Zweisplaltenmethoden nur zwei Aspekte (pro und kontra) betrachtet, kann man hier noch weitere Gesichtspunkte hinzufügen.
Dieses Vorgehen würde ich empfehlen, wenn man bereits eingegrenzte Ideen noch genauer untersuchen möchte. Zur Visualisierung des parallelen Denkens eignet sich wiederum hervorragend das Mind Mapping, hier vielleicht sogar noch besser das Business Mapping, d.h. Maps werden per Software generiert und per Beamer für alles sichtbar visualisiert.

Selbstverständlich kann man diese Methoden der Ideenbewertung auch kombiniern.
Am Ende der Sitzung könnte eine Vorschlagsliste mit Ideen stehen, für die nun konkrete Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet werden sollen.

Jetzt wäre natürlich spannend zu erfahren, welche Erfahrungen Sie gemacht haben und wie Sie die Bewertung der Ideen vornehmen?

Quellen: