Seit Jahren erfreut sich unsere Ausbildung zum Innovation Facilitator (oder auch Innovations-Moderator) großer Beliebtheit. In den letzten zwei Wochen hatte ich eine Reihe von Erlebnissen, die mir noch einmal bewusst gemacht haben, wie wichtig ein Facilitator für die Produktivität von Gruppen ist:

  • Während meiner kürzlichen Geschäftsreise nach China bin ich mit einem chinesischen Herren ins Gespräch gekommen, der sich darüber geärgert hat, dass er zwei Tage in einem Workshop verbracht hat, bei dem äußert wenig herausgekommen ist. Auf meine Frage, ob der Facilitator denn hier nicht unterstützen konnte, reagierte er erstaunt. Ihm war das Konzept eines Facilitators unbekannt und das Unternehmen arbeitet grundsätzlich ohne einen neutralen Unterstützer in Workshops.
  • Meine Kollegin berichtete von einem Auftrag, im Rahmen dessen sie bei der Gründung eines Industriekonsortiums unterstützt hatte. Anwesend waren 30 Unternehmensvertreter. Die Themenliste war lang und barg Sprengstoff. Die angesetzte Zeit war wie immer bei solchen Treffen knapp. Alle Teilnehmer waren am Ende völlig baff, wie es der Facilitator mit – auf den ersten Blick einfachen Interventionen – ermöglichte, dass alle Agendapunkte im Zeitrahmen durchgearbeitet wurden und es am Ende ein Ergebnis gab, in dem sich alle wiederfinden können.
  • Gestern hatte ich ein Telefonat mit einer Kundin. Sie berichtete, dass sich die Geschäftsleitung für einen halben Tag zum Ideen entwickeln eingeschlossen hatte. Es wurde jedoch schnell klar, dass sie hier Hilfe brauchen und der halbe Tag nicht gut investierte Zeit war.

Unproduktive Gruppen

Es ist ein Grundproblem von Gruppen, dass sich schnell Dynamiken entwickeln, die zu unproduktivem Denken und Entscheidungen führen. Dies liegt nicht daran, dass die einzelnen Personen in der Gruppe in irgendeiner Form nicht intelligent genug wären. In Gruppen entstehen schnell Dynamiken, die sich nur durch die Interaktion der Teilnehmer erklären lassen und damit mehr ins Gewicht fallen als die Summe der Einzelpersonen. Hinzu kommt, dass die meist natürlich entstehende Form der Interaktion in einer Gruppe eher einer offene Diskussion entspricht.

Eine offene Diskussion, in der jeder dann spricht, wenn er ein Argument hat und den Zeitpunkt für passend hält, ist meist kein geeignetes Format und führt selten zu guten Ergebnissen in angemessener Zeit. Genau hier setzt die Rolle eines Facilitators an.

Der Facilitator ermöglicht besseres Denken

Ein Facilitator ist eine neutrale Person, die auf bewusste und methodische Art und Weise den Prozess und die Struktur einer Gruppe beeinflusst. Sinn und Zweck eines Facilitators ist es dabei, das in Gruppen steckende Potenzial zu heben und das Denken der Gruppe zu katalysieren, um bessere Ergebnisse im Sinne der Gruppe zu erzielen.

Dadurch unterscheidet sich der englische Begriff des Facilitators vom deutschen Begriff des Moderators. Ein Moderator hält meist einen inhaltlichen Rahmen und sorgt dafür, dass ein Gespräch oder eine Diskussion in Gang kommt und am Laufen bleibt. Der Facilitator hingegen ist inhaltlich neutral und fokussiert auf den Prozess der Gruppe mit dem Ziel, Lösungen auf eine gemeinsame Herausforderung zu finden.

Hilfreich für komplexe Herausforderungen

Besonders sinnvoll ist ein Facilitator für Themen und Herausforderungen, die keinen Standardsituationen entsprechen. Meist handelt es sich dabei um komplexere Fragestellungen, für die es keine einfache offensichtliche Lösung gibt, oder die nahe liegende Lösung keine gute ist.

Im Zuge des New Work und aktuellen Formen der Selbstorganisationen in Teams und Unternehmen kommt ein Facilitator auch in Standardsituationen zum Einsatz. Er ist als feste Rolle in einem selbstorganisierten System vorgesehen. In fast allen der zwölf Unternehmen, die ich für mein aktuelles Buch Innovationskultur der Zukunft recherchiert habe, gab es in den Firmen einen Facilitator.

So gibt es sowohl in holakratisch als auch soziokratisch organisierten Firmen einen Facilitator für Standard-Besprechungen wie zum Beispiel ein Tactical oder Governance Meeting. Hier ist die Funktion des Facilitators vor allem, der Besprechung eine bestimmte Struktur zu geben und darauf zu achten, dass die Regeln des Prozesses eingehalten werden. Es geht in diesem Fall mehr darum, die Besprechung effizient zu gestalten und ein bestimmtes Vorgehen zu wahren.

Ein Facilitator unterstützt Innovation

Nicht ohne Grund haben wir in unserem E-Book Innovationskultur entschlüsselt Facilitation als eines von zwölf zentralen Handlungsfeldern für eine Kultur der Innovation identifiziert.

Bei Fragestellungen der Innovation handelt es sich immer um Herausforderungen, die komplex sind und Kreativität benötigen. Für diese Art von Fragestellungen ist eine unstrukturierte offene Diskussion denkbar ungeeignet. Das wäre ungefähr so wie in Badelatschen eine Mount Everest Besteigung anzutreten. Leider gibt es immer noch viele Gruppen, denen nicht einmal bewusst ist, dass sie in Flip Flops am Basislager stehen.

Bei Innovationsthemen kommt dem Facilitator eine doppelt wichtige Rolle zu. Neben allgemeinen Facilitator-Fertigkeiten braucht es eine spezielle Methodik, die für Innovation geeignet ist. Dies umfasst zum einen ein Modell eines Innovationsprozesses (wie Design Thinking oder Systematic Creative Thinking) den die Gruppe durchläuft. Zum anderen spezielle Denkwerkzeuge (wie in meinem gleichnamigen Bestseller beschrieben), die das Denken der Gruppe in einem bestimmten Schritt innerhalb eines Innovationsprozesses noch einmal organisieren und leiten.

Ausbildung zum Innovation Facilitator

In unserer Ausbildung zum Innovation Facilitator bilden wir Menschen genau für diese Rolle aus. Sie lernen, wie Sie als Facilitator Innovationsworkshops vorbereiten und durchführen. Dabei kommen neben allgemeinen Facilitator Methoden spezielle Techniken der Kreativität und Innovation zum Einsatz. Damit wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Gruppe neue Lösungen auf komplexe Fragestellungen findet. Dabei ist es egal, ob es sich um neue Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Geschäftsmodelle oder Strategien handelt.

Jedes Jahr bieten wir mindestens zwei offene Termine bei uns in München an. Und wir führen diese Ausbildung Inhouse bei verschiedenen Kunden durch. Falls Sie weitere Fragen haben, melden Sie sich unter info(at)creaffective.de