Innovation ist für moderne Unternehmen eine Lebensgrundlage. Wer nicht innoviert verschwindet früher oder später vom Markt. Dabei wird aber oft der Wert einzelner Ideen überschätzt – während die Vorbereitung der Umsetzung unterschätzt wird. Gunter Dueck beschreibt in seinem neuen etwas pessimistischen Buch Das Neue und seine Feinde, dass gute Ideen zwar notwendig für Innovation sind, aber keinesfalls hinreichend.

Die meisten guten Ideen scheitern im Umsetzungskampf, wenn die Ideen dann entweder in den Mühlen von Unternehmen zerrieben werden oder von der skeptischen Öffentlichkeit nicht akzeptiert werden. Dueck weist darauf hin, dass der Großteil die Innovations-Literatur sich mit den Ideen und Wegen diese zu finden beschäftigt. Der jedoch entscheidende Umsetzungskampf wird gerne ausgeblendet. Menschen sind leider dem Neuen gegenüber leider oft feindlich eingestellt. Warum das so ist, habe ich auf diesem Blog schon mehrmals beschrieben, z.B. in einem Artikel über Experten-Intuition. Eine weitere Begründung hat Adam Alter auf der Edge Website kürzlich erläutert. Das Gehirn ist geläufigeren Inhalten einfach offener als Neuem (oder eben nicht geläufigen Inhalten):

One idea is that things that are familiar to us, haven’t eaten us yet, haven’t killed us yet, have not been dangerous to us before now, and so familiarity is a sign that we can trust them, that they’re reliable, that they’re not likely to harm us. That leads people to feel more positive about stimuli that are more fluent, because they feel more familiar.“ (Quelle: http://www.edge.org/conversation/disfluency)

Vorbereitete Intrapreneure haben höhere Erfolgschancen

Um im Umsetzungskampf erfolgreich zu sein, muss sich jeder Innovator vorbereiten. Diese Vorbereitung kann nicht erst dann statt finden, wenn es an die Umsetzung einer Idee geht, sondern muss bereits länger vorher statt finden. Dueck bezeichnet diese Vorarbeit als Pre-Innovation. Duecks Buch richtet sich vor allem an Intrapreneure, also Menschen, die innerhalb bestehender (großer) Organisation innovieren möchten und ihre Ideen zuerst durch die Organisationmühlen schleusen müssen, bevor sie die Öffentlichkeit erreichen, um dort erneut zu kämpfen. Aus meiner Sicht lassen sich diese Tipps für Intrapreneure in abgewandelter Form auch gut für Entrepreneure nutzbar machen, die größtenteils „nur“ die Öffentlichkeit vom Nutzen ihrer Innovation überzeugen müssen.

Folgende Aspekte spielen laut Gunter Dueck bei Pre-Innovation eine Rolle:

  • Verständnis für das Unternehmen und seine Prozesse
    Nur wer die bestehenden Regeln kennt und meistens auch achtet, kann bei Bedarf die Regeln verändern. Deshalb braucht ein gutes Verständnis dafür, wie das Unternehmen tickt: „Ein Innovator sollte also eine gute passive Prozesskompetenz mitbringen und die Regeln und Abläufe im Unternehmen respektieren. Er muss dafür ein gutes Gesamtverständnis vom Unternehmen besitzen.“
  • Vertrauen
    Innovation bedeutet irgendwann meist, bestehende Regeln zu umgehen, auszuhebeln oder zu brechen. Dafür braucht der Innovator Vertrauen von anderen Menschen im Unternehmen, so dass er bewusst die Ausnahme von der Regeln darstellen kann.
  • Netzwerke
    Ein Innovator ist auf die Hilfe von anderen Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens angewiesen. Diese Netzwerke wiederum basieren wiederum auf Vertrauen und lassen sich nicht einfach nebenbei bei Bedarf knüpfen, sondern müssen bereits vorher errichtet werden.
  • Business-Mindset
    Angestellter in einem (großen) Unternehmen zu sein, unterscheidet sich fundamental von den Lebensumständen eines Entrepreneurs, besonders in Hinblick auf Handlungsmotivation und die Bereitschaft Risiken einzugehen. Natürlich prägt die Logik des Angestelltendaseins das Denken (oft zum Nachteil der Innovation). Daher betont Dueck die Notwendigkeit eines Geschäftssinns, den man allerdings auch bewusst ausbilden kann. Dueck beschreibt mehrmals in seinem Buch die Wirkung eines Seminars für Intrapreneurship auf ihn selbst.
  • Präsentationsfähigkeit
    Die beste Idee und das beste Konzept nutzt nichts, wenn der Innovator diese nicht ausreichend kommunizieren und präsentieren kann. Dieses Los haben vor allem oft Techniker, die eine tolle technische Lösung entwickelt haben und nun vor der Herausforderung stehen, andere dazu zu bringen, sich dafür zu interessieren.

Die DNA von Innovatoren

Das Buch Innovator’s DNA, erweitert aus meiner Sicht Duecks Konzept der Pre-Innovation noch. Erfolgreichen Innovatoren sind gewisse Verhaltensweisen quasi in die DNA übergegangen. Welche dies sind, habe ich im Artikel Fünf Fähigkeiten von Innovatoren beschrieben. Auch hier spielen die Netzwerke eine große Rolle. Sie helfen dabei, Ideen zu finden und umzusetzen. Im Gegensatz zu Dueck betonen die Autoren von Innovator’s DNA die Wichtigkeit, seine Netzwerke nicht nach dem möglichen späteren Nutzen von Personen zu knüpfen. Dieses sogenannte Idea-Networking macht das Finden von neuen Ideen und deren Umsetzung leichter als ein nutzenorientiertes Netzwerken.

Die gute Nachricht: Wie Dueck sind auch die Autoren von Innovator’s DNA der Meinung, dass diese Fertigkeit bewusst erlernt werden können. Sind diese einmal ausgeprägt, dann ist der Innovator vorbereitet, um den Zufall willkommen zu heißen.