Es ist inzwischen bei den meisten Menschen, die sich ein bisschen mit Kreativität und Innovation auseinandersetzen angekommen, dass diese beiden Begriffe auf die eine oder andere Art und Weise mit Kommunikation gekoppelt sind. Doch was bedeutet das im Praktischen?

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Innovation bedeutet Vernetzung

Zum einen Vernetzung von Ideen: Was gab es schon, was wir jetzt durch neue Technologien anders machen können? Was wird in anderen Bereichen und Industrien gemacht, wenn das selbe Problem besteht? Wie kann man unterschiedliche Ideen mit einander kombinieren, um etwas Neues entstehen zu lassen? Vernetzung in diesem Sinne, bedeutet Informationsaustausch.

Zum anderen geht es aber auch um die Vernetzung von Menschen, also: Wie finden diese Menschen, die Informationen austauschen sollen, zueinander? Mittels welches Mediums soll das passieren? On- oder Offline? Wer soll sich überhaupt vernetzen, zu welchem Thema und warum?

In diesem Zusammenhang wird bei Innovation immer gerne von „interdisziplinären Teams“ gesprochen. Es scheint so als wäre, wenn wir einen IT-ler, einen Vertriebler, einen Ingenieur, einen Controler und jemandem vom Einkauf in einen Projektraum sperren, das Innovationsproblem gelöst. So einfach ist es aber leider nicht.

Was brauchen wir, damit Vernetzung effektiv sein kann?

Ich möchte zu erst das zwischenmenschliche Thema beleuchten, denn dieses ist um einiges komplexer als der Informationsaustausch.

Menschen, die sich effektiv vernetzen „sollen“, brauchen eine Vision oder ein gemeinsames Ziel. Mit diesem Thema setzen sich zurzeit viele Unternehmen auseinander, die sich in Richtung Selbstorganisation entwickeln möchten. Sie stellen sich Fragen wie: Wie können wir Mitarbeiter dazu motivieren selbstständig richtig zu handeln? Was ist eigentlich „richtig“? Können wir Mitarbeiter unkontrolliert arbeiten lassen? Oft kommt der Vergleich mit Vogelschwärmen, die selbstorganisiert einen intelligenten Organismus zu bilden scheinen. Das gemeinsame Ziel ist in dem Fall das Überleben und das Wohlergehen der Spezies. Im Unternehmenskontext ist es gar nicht so einfach so ein intrinsisch motiviertes Ziel für alle Mitarbeiter zu schaffen.

Eine weitere Herausforderung der wir uns stellen müssen, wenn es um die Vernetzung von potentiell unterschiedlichen Menschen geht ist, dass wir Menschen dazu tendieren uns in Cluster zu organisieren, in denen wir unter unseresgleichen sind. Die natürlichen Cluster, die sich im sozialen Kontext bilden, sind selten ausgesprochen heterogen. Wir fühlen uns wohl, wenn wir Menschen um uns haben, die ein ähnliches Weltbild haben, gewisse Werte teilen, dem selben Fußballverein treu sind usw. Um Innovation zu schaffen, reicht es also nicht die Mitglieder eines interdisziplinären Teams zu vernetzen, wir müssen auch gewährleisten, dass diese sich verstehen, dass sie ihre unterschiedlichen Denkweisen in ihrer Unterschiedlichkeit mit einander so teilen können, dass das Gegenüber damit arbeiten und darauf aufbauen kann, und die Ideen, an denen gearbeitet wird, an diesem Austausch wachsen können. In seinem TED Talk von 2010, in dem es um die Vernetzung im Internet geht, spricht Ethan Zuckermann von sogenannten „Bridge Figures“. Bridge Figures sind Menschen, die in unterschiedlichen Welten so Zuhause sind, dass sie problemlos als Bindeglied fungieren können. Sie können, wie in Zuckermanns Talk, das Bindeglied zwischen unterschiedlichen Kulturen sein, oder, im Unternehmenskontext, zwischen unterschiedlichen Bereichen und Abteilungen. Zum Beispiel ein Ingenieur, der dann in den Vertrieb gewechselt ist. Er kennt die Denkweisen und Strukturen, in denen die Ingenieure denken, weiß aber auch wie der Vertrieb funktioniert und was der Kunde brauch. Ein Unternehmen braucht also, neben den überlebenswichtigen Fachexperten, eben diese Bindeglieder zwischen den Bereichen. Idealerweise wissen in einem Unternehmen alle Mitarbeiter wie alle anderen Mitarbeiter ticken. Viele Unternehmen machen sich intensiv Gedanken über Job-Rotation und interne Austauschprogramme. Bei den meisten scheitert es aber leider in der Umsetzung. Die Bindeglieder zu nutzen, um diese Interdisziplinären Teams zu schaffen, die sich dann um Innovation kümmern sollen, kann ein erster Schritt sein.

Wenn wir also ein gemeinsames Ziel haben und wissen wie wir welche Menschen vernetzen wollen, damit Innovation passieren kann, fehlen nur noch die Räume in denen dieser Austausch stattfinden kann. Diese können On- oder auch Offline sein, meistens brauchen Unternehmen eine Kombination aus beidem.

Offline Räume sind Physische Räume in denen Mitarbeiter sich treffen und austauschen können, sei es um sich auf der Arbeitsebene oder auf der privaten Ebene zu vernetzen. Dazu gehören Kaffee-Ecken, Chill-Out-Sofas, Meetingräume, die gerne von den Mitarbeitern genutzt werden…

Online Räume sind meistens die sogenannten internen „Facebooks“, also Social Media Plattformen, das Intranet und die Innovations- oder Ideenplattformen. Viele Unternehmen, die diese Art von Systemen implementiert haben, merken nach einem gewissen Zeitraum, dass es nicht so richtig funktioniert, dass die Themen einschlafen, dass sich keiner darum kümmert, oder dass das Feedback der Mitarbeiter ist, dass sie sich damit nicht wohl fühlen. Bei einigen dieser Unternehmen liegt es daran, dass sie zuerst die Räume geschaffen haben, bevor sie sich um die anderen beiden Punkte, also die Vision und die wirkliche menschliche Vernetzung und Verständnis, gekümmert haben.

Der Erfolg, bzw. das Scheitern solcher Initiativen steht und fällt mit der geschaffenen Kultur, die mit Vernetzung einhergehen muss.

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Noch dazu kommt, dass die Schaffung von Räumen in Unternehmen oft mit großen Ängsten, seitens der Mitarbeiter, aber auch des Unternehmens selber einhergeht.

Einige Beispiele, wenn es um die Schaffung von Online Plattformen geht:

  • Wie kümmern wir uns um das Thema Datenschutz?
  • Wie werden Urheberrechte berücksichtigt?
  • Was ist mit meiner Privatsphäre als Mitarbeiter?
  • Wie kontrolliert das Unternehmen den User generated Content? Sollen wir eingreifen/zensieren/moderieren, oder nicht?
  • Wie motivieren wir Mitarbeiter dazu mitzumachen?

In Bezug auf Offline, also auf die physischen Räume gibt es auch viele Ängste:

  • Wie lange darf ich mich in der Cafeteria aufhalten, ohne dass mein Chef denkt ich würde nicht arbeiten?
  • Was darf ich dort machen?
  • Wie misst das Unternehmen den Effekt dieser Räume? Hat sich die Investition gelohnt?

Diese Ängste müssen überwunden werden, bzw. in einer Form angegangen werden, dass die Betroffenen das Gefühl haben, es tut sich etwas in die richtige Richtung.

 An der Innovationskultur arbeiten

Jedes Unternehmen ist anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse, wenn es um Themen wie Innovation, Vernetzung und Kommunikation geht. Es gibt kein Allerheilmittel, dass für alle gleich ist. Daher müssen sich Unternehmen erst einmal damit beschäftigen, wo sie aktuell stehen und was sie in Zukunft brauchen um Innovativer arbeiten zu können.

Einer der wichtigsten und sich aus unserer Erfahrung am häufigsten widerholende Einflussfaktor, ist die Innovationskultur, bzw. die Kultur im Unternehmen allgemein. Wenn man die Kultur adressieren und verändern kann, dann können die anderen Veränderungen nachhaltig Wurzeln schlagen.

Im Fall der Innovation und der Vernetzung, geht dieser Kulturwandel damit einher, dass sich Menschen im Unternehmen kennenlernen, dass sie wissen wer wer ist, für was zuständig ist und in welchem Falle angesprochen werden kann. Dafür sollten als erstes die Physischen Gegebenheiten geschaffen werden, denn life und in Farbe lernt mach sich nun mal besser kennen als per Skype. Viele Organisationen in Deutschland scheinen im Moment diesen Zeitgeist zu verstehen. Immer häufiger bekommen wir Anfragen zur Beratung in Bezug auf Innovations- und Kreativräume: Was brauch es in so einem Raum? Wer darf ihn wann nutzen? Muss es immer wieder sauber verlassen werden?…

Es ist ein sehr spannendes Feld, und sicher nicht das einzige. Natürlich sollten dann, in unserer globalisierten Welt, auch die Online Plattformen folgen, durch die man auch auf große Entfernungen und in verschiedenen Zeitzonen miteinander kollaborativ arbeiten kann. Und auch diese müssen gepflegt werden, doch wenn die Menschen sie nicht nutzen, bringen die besten Plattformen, genauso wie Räume leider nicht den gewünschten Effekt.