Kriterien für die Bewertung

In meinem letzten Artikel mit dem Titel „Zählt wirklich jede einzelne Idee?“ habe ich erklärt, warum wir in der Teamarbeit ganz bewusst nicht alle Ideen besprechen und einordnen, sondern die Gesamtanzahl der Lösungsansätze sehr schnell herunterbrechen. Die Vorgehensweise spart Zeit, ändert aber natürlich nichts an der Tatsache, dass man Ideen irgendwie bewerten und vergleichen muss. Das Ziel ist es ja, dass am Ende in der überschaubaren Anzahl von Ideen die besten enthalten sind. Daher möchte ich in diesem Artikel darauf aufbauen und ein mehrstufiges System der Bewertung vorschlagen.

Bewusst den Wert suchen

In vielen Unternehmen regieren bei der Bewertung von Ideen die Sorge um die Umsetzbarkeit und eine grundlegende Scheu vor Risiken. Im geschäftlichen Alltag dreht sich alles um Effizienz und reibungslose Prozesse, weshalb ein Hang zur Risikomeidung nachvollziehbar ist. Will man aber mit Ideen wirklich etwas bewegen, muss man lernen, das Potential zu suchen, weniger mögliche Probleme. Wenn ich mich auf Ideen einlasse und mir überlege, welchen Wert sie für unser Unternehmen haben, verringere ich massiv die Gefahr, erste Lösungsansätze zu schnell abzuschießen.

Originalität

Ebenfalls im Hinterkopf behalten muss ich die Tatsache, dass Ideen häufig abgelehnt werden, weil sie auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Unbewusst vermuten wir, dass besonders originelle Ideen automatisch auch schwer umsetzbar und risikobehaftet sein müssen. Natürlich kann das der Fall sein, aber eine solche Bewertung darf nicht zum Automatismus werden. Im Verlaufe der weiteren Zeit werden Ideen häufig sowieso „verwässert“, indem sie den Bedürfnissen verschiedener Stakeholder angepasst werden. Es schadet daher nicht, mit etwas Ungewöhnlichem anzufangen und die Neuheit bewusst zuzulassen.

Strategic Fit

Die ersten beiden Faktoren sind Kriterien, die man persönlich anwenden kann, ohne Rücksicht auf besondere Bedingungen im Unternehmen Rücksicht nehmen zu müssen. Da Ideen aber das Unternehmen voranbringen sollen und gut überlegt sein muss, welche Ideen mit den knappen Ressourcen verfolgt werden sollen, braucht man eine Strategie. Wenn klar definiert ist, welche Innovationsrichtungen von einem Unternehmen verfolgt werden, und welche nicht, kann man jede Idee auf den „Strategic Fit“ hin überprüfen. Fällt sie heraus, wird sie nicht weiterverfolgt.
Dabei muss klar sein, dass auch sehr spannende Ideen mit viel Potential herausfallen können. Die Entscheidung für oder gegen die Umsetzung von „unternehmensfremden“ Ideen ist aber eine Frage, die nicht Fall für Fall entschieden werden sollte, sondern in der Strategie festgelegt wird.

Ressourcenplanung

Der letzte Punkt, der zu klären ist, ist die Frage nach den Ressourcen. Wie in meinem vorherigen Artikel erläutert, treffen Ideen immer auf begrenzte Ressourcen, weshalb man stark filtern muss, um nicht an Lösungsansätzen zu ersticken. Hier sollte man auch nicht den Fehler machen, erst alle einfachen Ideen umsetzen zu wollen, damit man „aufgeräumt“ hat, bevor die schwierigen Themen an die Reihe kommen. Dadurch landen ungewöhnliche, originelle, spannende Ideen mit dem größten Potential häufig in einer ewig währenden Warteschleife. Denn bis die einfachen Ideen alle umgesetzt sind, hat sich die Situation bereits wieder verändert und eine neue „Runde“ der Innovation steht an. Wenn es Ideen mit Potential gibt, sollten diese mit entsprechend hoher Priorität umgesetzt und nicht auf später verschoben werden.
Es sollte mittlerweile klar sein, dass es bei der Bewertung von Ideen sehr viel zu berücksichtigen gibt. Das liegt einfach daran, dass dieser Schritt kritisch ist. Häufig verfallen Unternehmen hier in eine Art Starre und nichts wird entschieden, weil keine klaren, gemeinsamen Kriterien vorliegen. Der kreative Teil der Innovation, das Entwickeln von Ideen, bringt aber rein gar nichts, wenn man nicht in der Lage ist, die Lösungsansätze zu bewerten und auszuwählen.