Prokrastination: Wir alle kennen sie. Als Student erlag ich ihr in regelmäßigen Abständen. Meistens zwischen den Prüfungsphasen. Streng genommen ist Prokrastination auch nicht schlimm. Sie gestattet uns den Raum um Energie aufzutanken, unsere Gedanken wandern zu lassen und vieles mehr. Aber es gibt auch Momente, wo wir sie gar nicht gebrauchen können. In diesen Momenten brauchen wir Umsetzungskompetenz. Dieser Artikel zeigt 5 Wege auf, wie man diese trainieren kann.

1. Finde die intrinsische Selbstdisziplin

Die meisten BWLer sind mit dem Akronym S.M.A.R.T. vertraut. Die Buchstaben stehen in der Regel für Spezifisch, Messbar, Attraktiv (oft auch Aktiv beeinflussbar) Realistisch und Terminierbar. Es heißt Ziele sollten immer mit Hilfe dieses Akronyms definiert werden – sie werden aber deshalb noch lange nicht auch automatisch erfüllt. Oft fehlt nämlich etwas ganz entscheidendes: Die intrinsische Motivation. Diese erlangen wir erst, wenn wir uns mit etwas beschäftigen einfach nur weil es uns interessiert oder Spaß bereitet.
Zwar erleiden wir auch dann gelegentlichen Anfällen der Prokrastination, aber es eilt uns in diesem Fall die intrinsische Selbstdisziplin (eigene Wortschöpfung) zur Hilfe. Da uns die Sache nämlich grundsätzlich Spaß macht, schaffen wir es unsere Phasen des Nichtstuns zu überwinden und auch nach Niederlagen weiterzumachen.
Es gilt also darauf zu achten, dass ein Ziel die eigene intrinsische Motivation weckt und man sich tatsächlich dafür interessiert. Selbst wenn es bei Zielerreichung keinen Geldregen geben sollte.

2. Sei selbstbewusst

Selbstverständlich ist jeder selbstbewusst. Allen voran alle Männer :-). Aber im Ernst: Selbstbewusstsein ist deshalb so wichtig, weil das Erreichen von Zielen auch damit zusammenhängt, wie beharrlich man ist. Um ein Ziel zu erreichen kann es erforderlich sein sich gegen andere durchzusetzen und Konfrontationen mit erhobenem Kopf zu begegnen. Denn wenn du nicht bereit bist dich für deine Sache gegen andere durchzusetzen, bist du fehl am Platze.
Wie kannst du also dein Selbstbewusstsein stärken bzw. dauerhaft hoch halten? Nun, der Neurologe Manfred Spitzer berichtet in seiner Sendung Geist & Gehirn von einer Studie, die an einer amerikanischen Schule durchgeführt wurde und helfen kann (leider ist das Video nicht mehr verfügbar :-(). Die Studie zeigte aber auf, wie schwarze Schüler ihr negatives Selbstbild dadurch überwinden konnten, indem sie regelmäßig alle paar Monate über einen für sie wichtigen Wert schrieben (z.B. Loyalität).
Durch diese einfache Übung konnte das sonst übliche Absacken der Noten der schwarzen Schüler im laufe der Schuljahre aufgehalten und ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Dir steht es natürlich frei dieselbe Übung zu machen. Alternativ empfiehlt sich auch der Klassiker der Motivationslehre: In einem Tagebuch regelmäßig die eigenen Erfolge festhalten. Das Tagebücher wirken, berichtet auch Prof. Richard Wiseman in seinem Buch Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern.

3. Richtig planen

Auf Prof. Wiseman treffen wir auch, wenn es darum geht festzustellen, mit welchen der folgenden Maßnahmen wir es schaffen unsere Ziele tatsächlich zu erreichen:

  1. Einen Schritt-Für-Schritt-Plan machen.
  2. Anderen Menschen von meinen Zielen erzählen.
  3. Über die guten Dinge nachdenken, die mir passieren werden, wenn ich mein Ziel erreiche.
  4. Mich selbst für jeden Fortschritt in Richtung Ziel belohnen.
  5. Mich motivieren indem ich an ein Vorbild denke.
  6. Über die schlechten Dinge nachdenken, die mir passieren werden, wenn ich mein Ziel nicht erreiche.
  7. Hinderliche Gedanken und Zweifel unterdrücken.
  8. Mich auf meine Willenskraft verlassen.

Die Ergebnisse besagten, dass die Maßnahmen 1-4 halfen, die Maßnahmen 5-8 dagegen nicht. Allerdings rate ich bei Nr. 2 und 3 ebenfalls zur Vorsicht, da weitere Forschungsergebnisse hier etwas widersprüchlich sind. Alles in allem sind Pläne aber wichtig, weil sie einem Vorhaben Struktur verleihen. Außerdem ermöglicht ein Plan Hindernisse im Voraus zu antizipieren und mögliche Lösungswege zu entwickeln.
Ein Plan darf aber weder zu detailliert noch zu vage sein. Übermäßig detaillierte Pläne führen zur sogenannten Planungsfalle. D.h. man plant und plant, kommt aber nie in die Umsetzung. Das wurde in der Studie Specificity of Planning in Adult Self-Control: An Applied Investigation belegt. Es wurden Studenten in drei Gruppen geteilt und ihr Lernerfolg untersucht. Eine Gruppe sollte hierfür Tagespläne machen, die Zweite Monatspläne und die Dritte gar keine Pläne.
Das Ergebnis: Monatspläne funktionierten am besten. Die Monatsplaner behielten dieses Planverhalten auch am ehesten nach dem Studium bei. Die Tagesplaner schnitten dagegen am schlechtesten ab. Warum? Weil sie so sehr mit dem Planen beschäftigt waren, dass sie schlicht und einfach weniger Zeit zum Lernen hatten.
Außerdem hilfreich: Anstelle eines langfristigen Plans lieber ein langfristiges Ziel definieren und prüfen, ob der jeweils aktuelle Plan dazu dient diesem Ziel näherzukommen.

4. Beherrsche deine Emotionen

Laut Prof. Waldemar Pelz ist das Emotions- und Stimmungsmanagement für die Erreichung der eigenen Ziele sehr wichtig. Das beinhaltet sowohl den Umgang mit negativen Emotionen als auch die Fähigkeit eine grundsätzliche positive Haltung einzunehmen. Das ist schon alleine deshalb wichtig, weil man positiven Menschen gegenüber eher entgegenkommt als den ewigen Nörglern :-).
Positive Gedanken haben wir am ehesten, wenn wir an das Gute denken, dass uns passiert ist. So wie wir uns aber ins in kürzester Zeit an Gerüche gewöhnen, führt unsere Anpassungsfähigkeit dazu, dass wir  unsere Partner, Kinder, Freunde und mehr schon sehr schnell als selbstverständlich betrachten. Das macht es notwendig, dass wir uns regelmäßig an unser Glück erinnern. Hierfür empfiehlt sich ebenfalls ein Tagebuch, in dem wir die Dinge eintragen, für die wir Dankbar sind.
Robert Emmons und Michael McCullough veröffentlichten 2003 die Studie Counting Blessings Versus Burdens: An Experimental Investigation of Gratitude and Subjective Well-Being in Daily Life, in der sie diesen Effekt nachweisen konnten. Diejenigen Testpersonen, die ein Dankbarkeits-Tagebuch führten, waren bedeutend dankbarer und optimistischer als solche, die etwa ein Beschwerde-Tagebuch oder ein neutrales Ereignis-Tagebuch führten.

5. Verantworte dich gegenüber anderen

In einer Studie erhielten chilenische Kleinunternehmerinnen (Straßenverkäuferinnen, Näherinnen usw.) erhielten von einer gemeinnützigen Organisation Mikrokredite. Die Teilnehmerinnen wurden dann nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen verteilt. Beide erhielten ein kostenloses Konto aber nur eine von Ihnen erhielt außerdem die Chance an regelmäßigen Treffen teilzunehmen und ihre Fortschritte und Ziele in Sachen Rückzahlung zu verkünden.
Die Frauen der zweiten Gruppe, welche die Möglichkeit der Treffen wahrnahmen (nicht alle nutzen diese Möglichkeit), zahlten aber dreimal so oft auf ihr Konto ein und sparten 65% mehr Geld als die Frauen in der ersten Gruppe.
Sich einer Gruppe anzuschließen, die sich gegenseitig unterstützt ihre Ziele zu erreichen, ist also aus wissenschaftlicher Sicht mehr als sinnvoll. Du solltest für dich deshalb ebenfalls eine oder mehrere Personen bestimmen, gegenüber der bzw. denen du dich verantwortest und die sich ggf. auch vor dir verantworten. Ich habe solche Gruppen bereits moderiert und kann berichten, dass hierdurch beachtliche Erfolge möglich sind.

Fazit

Schaffst du es die hier beschriebenen Wege für dich umzusetzen, kannst du sicher sein binnen den nächsten Wochen eine gesteigerte Umsetzungskompetenz vorweisen zu können. Einige der Maßnahmen machen es erforderlich neue Gewohnheiten zu etablieren, worin auch eine gewisse Herausforderung liegt, die sich aber auf jeden Fall lohnen. Also: Was ist euer nächster Schritt?