Ich bin diese Woche für eine Moderatorenausbildung zu Gast bei einem Kunden. In der Pause haben wir uns über die Softwarelösung des Kunden zur Sammlung und Dokumentation von Ideen unterhalten. Eine Beobachtung des Kunden fand ich dabei besonders interessant. Immer dann wenn bestimmte technik- und wissenschaftsnahe Themen durch die Presse gehen, lässt sich das in den folgenden 2 – 3 Tagen an den eingereichten Ideen ablesen, da Mitarbeiter die entsprechenden Pressemeldungen aufgreifen und darauf Ideen für Produkte und Dienstleistungen generieren. Besonders auffällig muss das wohl gewesen sein, als vor einiger Zeit gemeldet wurde, dass Amazon mit Octocoptern experimentiert, um Bestellungen zum Kunden zu bringen.

Lesen ist nicht gleich Lesen

Quelle: KJohansson auf http://commons.wikimedia.org

Quelle: KJohansson auf http://commons.wikimedia.org

Im Rahmen meiner Ausbildung in den USA habe ich Forschungsarbeiten gelesen, die einen Zusammenhang aufzeigen, zwischen der Anzahl der Patente von einzelnen Personen und deren Leseverhalten.
Dabei war zuerst einmal auffällig, dass diejenigen Menschen, die viele Patente angemeldet haben, sich von anderen auch dadurch unterscheiden, dass sie ungewöhnlich viel lesen.
Noch spannender: Es zeigte sich auch, dass nicht diejenigen am meisten Patente anmeldeten, die besonders viel Fachliteratur konsumierten. Es waren diejenigen, die sehr breit und unterschiedlich lasen und für die Fachliteratur nur ein Teil ihres Lesestoffes darstellte.

Im Nachhinein mag sich dieses Ergebnis ganz gut erklären lassen: Wer viele unterschiedliche Themen liest, sorgt dafür, dass sich besonders viele Querverbindungen und Analogien bilden lassen. Ganz nach dem Motto: „Innovation findet an den Rändern eines Fachgebietes statt“. Oft ist es leichter, sich von einem fachfremden Prinzip inspirieren zu lassen und dies kreativ auf sein eigenes Fachgebiet zu übertragen.

Mascara und die Polymerforschung

Besonders schön wird dieses Prinzip in einer Anekdote einer anderen Kundin deutlich: Unsere Kundin ist im Bereich der Polymerforschung tätig und durch und durch Naturwissenschaftlerin. Gleichzeitig ist sie viel auf Geschäftsreisen und im Flieger und liest dabei auch immer wieder Zeitschriften. „Typische“ Frauenzeitschriften mit Mode- und Schönheitstipps sind allerdings eher nicht ihr Lesegeschmack. Auf einem Flug war allerdings einmal nichts anderes greifbar und so hat sie zu einem der ausligenden Shoppingmagazine im Flieger gegriffen und durch die Beauty-Sparte geblättert. Dort fand Sie eine Werbung für ein Mascara. Die Mascarabürste, die sie sah, erinnerte sie dabei optisch an einen der Polymere an dem sie forschte und an ein Thema, an dem sie schon lange erfolglos arbeitete. Beim Anblick der Mascarabürste kam ihr plötzlich eine Idee, wie sie ihr Forschungsproblem angehen könnte. Wie sich zurück in der Arbeit rausstellte, führte sie diese Idee auch tatsächlich zu einer praktikablen Lösung.

Daher: Wer sein Assoziationsreservoir erhöhen möchte, um auf gute Ideen zu kommen, der tut gut daran, mit viel Interesse und Neugier in verschiedenen Themengebieten zu lesen!