Über einen Kommentar zu einem ziemlich alten Eintrag über eine Kreativitätsfabrik auf diesem Blog bin ich letzte Woche in Kontakt mit den Machern von Brainfloor gekommen. Das Team aus Österreich hat im April Brainfloor gestartet, eine Plattform zur Entwicklung von Ideen, die sich das Crowdsourcing-Prinzip zu nutze macht. D.h. die Masse wird in den Ideenfindungsprozess eingebunden. Diese vielen Ideengeber heißen bei Brainfloor Brainworker.

Das Prinzip: Ideen von vielen, aber nur für wenige sichtbar
Brainfloor arbeitet mit sogenannten Ideenlounges, ein geschützter Bereich innerhalb der Brainfloor Plattform. Dort können Kunden Aufgaben ausschreiben für die sie Ideen der Brainworker haben möchten. Brainworker können nun Ihre Ideen eingeben. Allerdings sieht diese nur der Auftraggeber, also der Kunde. Das System funktioniert ein wenig wie eine einseitige Membran. Man kann etwas hineingeben, es dringt aber nichts nach außen. Damit soll verhindert werden, dass gute Ideen für einen Kunden von Zuschauern oder Konkurrenten einfach übernommen werden. Somit erhoffen sich die Gründer, Ängste bei Firmen gegenüber öffentlichen Ideenfindungsprozessen abzubauen. Die Kunden spezifizieren auch, wie viele Ideen sie mindestens haben möchten. Wenn diese Zahl erreicht ist, ist die Sitzung beendet.

Der Nutzen für die Brainworker: Bares Geld für gute Ideen
Jede Idee wird in der geschlossenen Lounge vom Kunden mit Schulnoten bewertet. Dazu können bis zu zehn vom Kunden eingesetzte Bewerter gleichzeitig Noten vergeben. Aus den Bewertungen werden dann Durchschnittnoten gebildet. Erhält eine Idee Noten von 1 bis 3, gibt es dafür Geld, sogenannte Brainchips. Diese können dann gegen Sachleistungen oder Geld eingetauscht werden.

Fazit – PMI
Zur umfassenden Betrachten von Ideen, Konzepten etc. eignet sich – wie aufmerksame Leser dieses Blogs wissen – das Denkwerkzeug PMI (Plus – Minus – Interesting). Mit diesem möchte ich den momentanen Stand von Brainfloor aus meiner Sicht nun scannen:

Plus

  • optisch schöne Umsetzung
  • geschlossene Foren für Kunden, dadurch weniger Angst vor Ideenklau
  • Monetäre Belohnungen für Ideen
  • umfangreiche Benotungsfunktion von Ideen, dadurch wird Auswahl erleichtert
  • Bewertung durch mehrere Bewerter möglich
  • Anzahl der gewünschten Ideen einstellbar
  • Brainworker haben weniger Hemmungen wirklich ausgefallene Ideen zu äußern als Mitarbeiter der Auftraggeber

Minus

  • keine Sichtbarkeit bestehender Ideen für Brainworker, dadurch können bestehende Ideen nicht weitergesponnen werden
  • keine Moderator möglich, der in den Prozess unterstützend eingreifen kann
  • lediglich Ideenfindungsphase wird abgebildet, Weiterentwicklung ist nicht mit Unterstützung der Brainworker möglich

Interesting

  • es wäre interessant zu sehen, wie sich die Ideen entwickeln würden, wenn diese für Brainworker sichtbar wären
  • es wäre interessant zu sehen, ob es in Zukunft die Möglichkeit gibt, mit Moderatorfragen eine Richtung für Brainworker vorzugeben
  • es ist interessant zu wissen, wie häufig Ideen doppelt genannt werden, dadurch dass Brainworker bestehende Ideen nicht sehen können
  • es wäre interessant, Brainworker auch in die Weiterentwicklung der Ideen nach einer ersten durch den Kunden einzubinden
  • es ist interessant zu wissen, wie sich Brainchips auf die Motivation und das Engagement der Brainworker auswirken

Die weiteren Pläne – Version 2, dann international
In einem Telefonat mit Herrn Karner beschrieb dieser die weiteren Pläne: Für das Frühjahr 2009 ist die Version zwei geplant. Lassen wir uns überraschen, welche Veränderungen vorgenommen werden. Nach der Einführung von Version 2 in 2009 ist dann die Ausweitung auf den englischen Sprachraum geplant.