Teil 1 der Artikelserie zum Symposion Lernen lernen in Bad Wörishofen vom 11. bis 13 April 2008.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einflussfaktoren des Lernens:
    • Aufmerksamkeit/ Konzentration
    • Motivation
    • Gefühle (positive und negative)
  • Das Gehirn kalkuliert im Voraus die Erfolgswahrscheinlichkeit des Lernprozesses.
  • Intrinsische Motivation kann durch künstlich erzeugte extrinsische Motivation gesenkt werden und damit den Lernerfolg mindern.

Wie angekündigt möchte ich einige der Vorträge des Symposions hier auf dem Blog zusammenfassen und vorstellen.
Den Einstieg beim 10. Symposion Lernen lernen in Bad Wörishofen machte Prof. Dr. Martin Korte mit seinem Vortrag Wie lernt der Mensch? Konzentration und Motivation im Kontext der neurobiologischen Lernforschung. Korte ist Professor für zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig und forscht über die Grundlagen von Lern- und Gedächtnisvorgängen.

Was beeinflusst lernen?
Neben den grundlegenden Voraussetzungen von genügend Sauerstoff, Energie, Bewegung und Flüssigkeit sind es vor allem drei Dinge: Aufmerksamkeit/ Konzentration, Motivation und damit verbundene Gefühle. Ähnlich hat es auch Prof. Wahl bei einem Vortrag in 2006 beschrieben.

Aufmerksamkeit – ein gehirninterner Kampf um Ressourcen
Ob man einer Sache folgen kann hängt davon ab, ob diese so interessant ist, dass das Gehirn ausreichend Ressourcen zuweist, um uns damit weiter zu beschäftigen. Bei all den auf uns eintreffenden Reizen findet ein ständiger Verteilungskampf um die kostbare Ressource Aufmerksamkeit statt. Je klarer eine Aufgabe formuliert ist und je mehr Strukturen zu einem Thema bereits in unserem Gehirn angelegt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken können. Grundsätzlich selektieren wir ständig, es ist sogar Aufgabe unseres Denkens andauernd bewusst und unbewusst zu selektieren. Dies kann dazu führen, das wir bei der Konzentration auf eine Sache, die uns stark in Anspruch nimmt, andere Faktoren völlig ausblenden. Um das zu verdeutlichen zeigte Prof. Korte die bekannten Gorillaversuch von Daniel Simons.

Motivation: Bitte herausfordernd, aber auch erreichbar
Ob jemand motiviert ist oder nicht, hängt auch davon wie herausfordernd eine Aufgabe ist. Sowohl Überforderung als auch Unterforderung sind dabei zu vermeiden. Bei Überforderung entsteht ein Gefühl von Ohnmacht, was zu einer Stressreaktion führt. In diesem Zustand können wir lediglich gut verankerte Routinen ausführen, allerdings nichts dazu lernen. Außerdem besteht die Gefahr, dass wir einen Lerninhalt zusammen mit negativen Emotionen abspeichern, was dazu führt, dass wir in Zukunft versuchen, diese Themen zu meiden. Jeder der in der Schule schon mal gezwungen wurde vor der ganzen Klasse vorzusingen, weiß wovon ich spreche.
Wenn ein herausforderndes Ziel (überraschend) erreicht wird, dann reagiert das Gehirn mit der Ausschüttung von Dopamin, einem Glückshormon. Davon können wir nie genug bekommen und deshalb schaffen wir damit beste Voraussetzungen noch mehr lernen zu wollen, um wieder eine kleine Dopamindusche zu erhalten.

Der Hippocampus – der Dirigent des Gedächtnisses
Bei der Frage, ob wir Lerninhalte speichern können, spielt der Hippocampus eine entscheidende Rolle. Besonders nachts wiederholt und verarbeitet dieser die am Tag erhaltenen Eindrücke. Je mehr bestehende Assoziationen oder Ankerpunkte zu einem Thema bereits vorhanden sind, desto besser können wir daran anknüpfen und desto eher geht das Gehirn von einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit beim Lernen aus. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass unser Oberstübchen besonders im Schlaf aktiv ist, da es die Tageseindrücke verarbeitet. Deshalb ist ausreichend Schlaf sehr wichtig. Man konnte sogar zeigen, dass ungenügender Schlaf oder Unterbrechungen des Schlafes uns daran hindern, uns Dinge zu merken.

Tipps für Lerner

  • Der Lernende sollte versuchen, vor allem Zusammenhänge und Muster zu verstehen. Durch das Verständnis der zugrunde liegenden Muster können viele Dinge erschlossen werden.
  • Lerninhalte sollten möglichst ausprobiert werden, um unserem Gehirn verschiedene Lernkontexte zu bieten.

Hinweise für Lehrer

  • Die individuellen Vorerfahrungen des Lernenden sollten ermittelt/ verstanden werden. Nur wenn der Einzelne Informationen mit seinen Vorerfahrungen sinnvoll verknüpfen kann, kann er neue Inhalte lernen.
  • Metaphern helfen, neue Inhalte schneller zu verankern, da sie Anknüpfungspunkte zu bestehendem Wissen liefern.
  • Ist ein Lernender erkennbar intrinsisch motiviert, sollte man vermeiden, diesem zusätzlich noch externe Anreize zu geben, da sonst die ursprünglich intrinsische Motivation zerstört werden könnte.